Dr. Martin Preslmayr im ORF-Interview über das Kindeswohl

In diesem aufschlussreichen Interview erläuterte er, welche Herausforderungen in der Praxis auftreten und wie entscheidend es ist, emotionale und psychologische Aspekte in die juristischen Prozesse einzubeziehen.

Preslmayr führte aus, dass Sorgerechtsverfahren oft mit hohen emotionalen Belastungen für alle Beteiligten verbunden sind. Kinder geraten dabei häufig zwischen die Fronten und leiden unter den Konflikten ihrer Eltern. Er betonte, dass der Gesetzgeber zwar Richtlinien vorgibt, das Kindeswohl zu schützen, jedoch immer wieder Lücken und Grauzonen in der Praxis auftreten. „Das Wohl des Kindes muss über allem stehen,“ sagte Preslmayr und hob hervor, dass es im Einzelfall oft intensive Abwägungen erfordert, um herauszufinden, was tatsächlich am besten für das Kind ist.

Ein wichtiger Punkt, den Preslmayr im Interview ansprach, war die Rolle der Gerichte und der beteiligten Experten wie Psychologen und Sozialarbeiter. Er betonte die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit, um die Lebensumstände und Bedürfnisse der Kinder ganzheitlich zu erfassen. Dabei sei es entscheidend, die Kinder selbst anzuhören und ihre Wünsche zu berücksichtigen, soweit es ihrem Alter und ihrer Reife entspricht.

Preslmayr kritisierte auch die oft langwierigen Verfahren und die daraus resultierenden Unsicherheiten für die Kinder. Er plädierte für effizientere Abläufe und eine stärkere Fokussierung auf Mediation und außergerichtliche Lösungen, um die Belastungen für Kinder und Eltern zu minimieren. Abschließend unterstrich er, dass die Gesellschaft als Ganzes eine Verantwortung trägt, das Kindeswohl zu fördern und zu schützen. Die klare Botschaft seines Interviews: Rechtsstreitigkeiten um das Sorgerecht sollten immer darauf abzielen, eine stabile und liebevolle Umgebung für das Kind zu gewährleisten.

Das Interview von Dr. Martin Preslmayr in Dok 1 setzte einen wichtigen Akzent in der Diskussion um das Kindeswohl und machte deutlich, dass familienrechtliche Verfahren weit über juristische Auseinandersetzungen hinausgehen.